15. September 2025
Veröffentlichungsreihe – 8 von 96 Insights
Das Konzept von Energiegemeinschaften ist unionsrechtlich im Clean Energy Package als zentraler Baustein der dezentralen Energiewende verankert. Die EBM-RL (2019/944), die zuletzt durch die Richtlinie 2024/1711 novelliert wurde, sowie die RED II-Richtlinie (2018/2001) regeln die neuen Marktrollen des Energy Sharings sowie der Energiegemeinschaften in unterschiedlichen Ausprägungen. Generell ermöglichen die neuen Marktrollen die Versorgung mit Energie direkt von der Erzeugungsanlage zum Verbraucher. Dabei wird eine Energiegemeinschaft als Zusammenschluss von Verbraucher:innen und Erzeuger:innen definiert, um gemeinsam Energie zu erzeugen, zu verbrauchen, zu speichern und untereinander zu handeln. Die meisten Mitgliedstaaten haben die Regulative bereits umgesetzt, in Deutschland gibt es einen ersten Gesetzesentwurf vom 15. August 2025 für eine umfassende EnWG-Novelle.
Österreich ist Vorreiter hinsichtlich der neuen Marktrollen. Die Vorgaben für Energiegemeinschaften wurden bereits 2021 erstmals umgesetzt. Die Rechtsgrundlage bildet das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG 2021) und das Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetz (ElWOG 2010). Bis Ende Juni 2025 gab es bereits über 4.000 Energiegemeinschaften, in Gründung oder im Betrieb. Diese Zahl belegt die Praxisrelevanz und öffnet neue Wege, Überschussstrom wertschöpfend zu verteilen. Überschüssiger Strom aus erneuerbaren Quellen, der über den Eigenverbrauch hinausgeht, fließt anstelle einer Einspeisung zu unattraktiven Preisen ins öffentliche Netz direkt in eine Energiegemeinschaft. Die Energiegemeinschaften sind in Österreich sowohl lokal als auch regional und bundesweit möglich. Je lokaler der erzeugte Strom verbraucht wird, desto höher sind die monetären Vorteile – insbesondere durch Einsparungen bei den Netzentgelten. Darin liegt ein großes Potenzial für Österreich, um verstärkt Investitionen in erneuerbare Energiequellen zu fördern.
Statement von Lorena Skiljan und Peter Gönitzer - beide Geschäftsführer und Founder von nobile: „Energiegemeinschaften machen es möglich, die gesamte Leistung erneuerbarer Stromanlagen voll auszuschöpfen und direkt in der Region zu nutzen. Gleichzeitig schaffen sie Unabhängigkeit von den Schwankungen des Strommarkts, sichern stabile Preise innerhalb der Gemeinschaft und senken Gebühren sowie Abgaben – etwa durch reduzierte Netzentgelte für Endverbraucher:innen und die Befreiung von der Elektrizitätsabgabe.“
In Österreich haben sich vier Formen von Energiegemeinschaften etabliert, die sich vor allem durch den räumlichen Umfang der Stromverteilung unterscheiden: Die Gemeinschaftliche Erzeugungsanlage beschränkt sich auf ein einziges Gebäude, das öffentliche Netz wird dabei nicht benutzt. Ein Beispiel dafür ist eine Mehrparteienliegenschaft mit Photovoltaik am Dach. Die Bewohner:innen nutzen gemeinsam ihren Strom, der zu hundert Prozent grün ist, ohne jegliches Netzentgelt entrichten zu müssen und damit zu spürbar günstigeren Konditionen als der Strombezug aus dem öffentlichen Netz. Weitet man den Radius auf das Netz hinter ein und derselben Trafostation aus (Netzebene 6 und 7), entsteht eine lokale Erneuerbare Energiegemeinschaft, in der sich die Netzkosten der Teilnehmer:innen um bis zu sechzig Prozent verringern können. Noch etwas weiter – bis hinter den Abgang eines Umspannwerks (Netzebene 4 bis 7) – reicht die regionale Energiegemeinschaft, bei der je nach Lastprofil dreißig bis sechzig Prozent Netzentgelte spart. Am flexibelsten und ohne Einschränkung der Netzebenen ist die Bürgerenergiegemeinschaft. Sie darf alle Netzebenen durchqueren, bindet Mitglieder aus dem ganzen Bundesgebiet Österreichs ein und ermöglicht es jedem, überschüssigen Strom an die Gemeinschaft zu verkaufen, allerdings ohne Netzgebührenersparnis.
Damit das Modell von Energiegemeinschaften wirtschaftlich funktioniert, müssen Einspeise- und Verbrauchsprofile sorgfältig aufeinander abgestimmt werden, denn nur eine hohe Eigenverbrauchsquote und ein hoher Autarkiegrad sichern langfristig die Rentabilität. Zugleich verlangt der Gesetzgeber eine eigene juristische Person; kleine Zusammenschlüsse wählen häufig den Verein, während größere Strukturen auf die Genossenschaft oder GmbH setzen. Neben Gründung und Modellierung sind der laufende Betrieb, die korrekte Abrechnung und die Administration zentrale Herausforderungen. Das Wiener Unternehmen nobile gestaltet seit 2021 die dezentrale Energieversorgung in Österreich mit. Als Startup gestartet und mittlerweile zum Scaleup geworden, entwickelt nobile nachhaltige und kosteneffiziente Modelle für Energiegemeinschaften und Energy Sharing. Über die eigene Plattform nobile:connected informiert es interessierte Bürger:innen, Gemeinden sowie KMU und Großunternehmen über die gesetzlichen Rahmenbedingungen, visualisiert die Stromflüsse und übernimmt die verpflichtenden Abrechnung und Verwaltungsaufgaben. In der Marktgemeinde Trumau in Niederösterreich hat nobile Österreichs größte Erneuerbare Energiegemeinschaft von der Konzeption bis zum Betrieb geführt: Mehr als sechshundert Haushalte profitieren dort zwanzig Jahre lang von einem fixen Stromtarif von zwölf Cent brutto pro Kilowattstunde aus Windkraft und einem Autarkiegrad von durchschnittlich 70 % im Jahr. Im Cargo Center Graz, dem modernsten Güterverkehrszentrum der Steiermark mit 31.000 Quadratmetern Hallenfläche, modellierte nobile ein eigenes Energiekonzept, bei dem Photovoltaikanlagen auf den Hallendächern in die unternehmensinterne Energiegemeinschaft speisen und dadurch den gesamten Standort versorgen.
Auch im alpinen Raum ist nobile im Skigebiet Nassfeld in Kärnten tätig und zeigt wie Sonnen und Wasserkraft hinter einem gemeinsamen Umspannwerk direkt genutzt werden können: Netzentgelte entfallen, Überschüsse werden flexibel vermarktet, Liftanlagen und Hotellerie wachsen Schritt für Schritt in die Energiegemeinschaft hinein. Dadurch sind Energiekosten stabil, es gibt regionale Wertschöpfung und grüner Regionalstrom wird effizient genutzt. Diese Beispiele belegen, dass Energiegemeinschaften, die richtig geplant, rechtlich sauber aufgestellt und professionell betrieben werden, nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch in Österreich überzeugen.
Im Juli war in Österreich das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) in Begutachtung, das das bestehende ElWOG ersetzen soll.
Der neue ElWG-Entwurf verändert die Rahmenbedingungen für Energiegemeinschaften in Österreich spürbar und erweitert die Möglichkeiten des Energy Sharings. Neben Energiegemeinschaften schafft das Gesetz erstmals die Grundlage für Peer to Peer Verträge, sodass Endkund:innen Strom direkt untereinander austauschen können. Gleichzeitig führt er den Begriff des „aktiven Kunden“ ein und verankert damit ausdrücklich auch Eigenverbraucher im Rechtsrahmen. Darüber hinaus definiert der Entwurf den Organisator als professionellen Servicedienstleister für Energiegemeinschaften und erlegt bestimmte Lieferantenpflichten auf. Das sind allesamt Schritte, die rechtlichen Lücken in Österreich schließen und Energy Sharing auf eine noch rechtssicherere Basis stellen.
Fazit: Österreich hat bereits mit dem bestehenden EAG und ElWOG ein dynamisches Umfeld für Energiegemeinschaften geschaffen. Der neue ElWG Entwurf professionalisiert das Modell durch klare Regeln für Peer to Peer Verträge, den „aktiven Kunden“ und die neue Rolle des „Organisators“.
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