28. November 2025
Veröffentlichungsreihe – 101 von 100 Insights
Die Offshore-Windenergie spielt eine zentrale Rolle in der deutschen Energiewende und ist entscheidend für das Erreichen der Klimaziele sowie die Sicherung einer nachhaltigen Energieversorgung. Seit Inkrafttreten des Windenergie-auf-See-Gesetzes (WindSeeG) am 1. Januar 2017 wurde das zuvor dezentral organisierte Genehmigungsverfahren für Offshore-Windenergieanlagen, das nach dem Prinzip „first come, first served“ ausgestaltet war, grundlegend reformiert und in einen zentralisierten Ausschreibungsprozess überführt, für den die Bundesnetzagentur (BNetzA) zuständig ist. Die seitdem erfolgten Reformen sollten nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Transparenz und Fairness im Wettbewerb verbessern. Doch die Praxis zeigt: Strategien wie Null-Cent-Gebote und die daraus resultierende Marktunsicherheit stellen neue Herausforderungen dar. Der vorliegende Beitrag beleuchtet die Struktur und Dynamik des aktuellen Ausschreibungssystems, analysiert die Auswirkungen auf Investitionen und diskutiert mögliche Reformansätze – insbesondere die Einführung von symmetrischen Contracts for Difference (CfD) als potenzielles Zukunftsmodell für die Offshore-Windenergie in Deutschland.
Die für die Kalenderjahre 2025 und 2026 gemäß § 2a Abs. 1 Nr. 2 WindSeeG festgelegten jährlichen Ausschreibungsvolumina für Offshore-Windenergieprojekte in einer Größenordnung von bis zu 9.000 Megawatt verteilen sich jeweils zur Hälfte auf Flächen, die zuvor einer Tauglichkeitsprüfung durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) unterzogen wurden (sog. zentral voruntersuchte Flächen). Die übrigen Anteile entfallen auf Meeresgebiete, die einer solchen Voruntersuchung entbehren. Für beide Kategorien gelten unterschiedliche Ausschreibungsverfahren, insbesondere Auswahlverfahren.
Bei dem Zuschlagsverfahren für nicht zentral voruntersuchte Flächen überprüft die BNetzA eine Reihe von ökonomischen, gesellschaftlichen und ökologischen Auswahlkriterien. Maßgeblich für die Bewertung sind hierbei der Anteil erneuerbarer Energien und grüner Wasserstoffe im Herstellungsprozess, die prognostizierte Energielieferung, die Schallbelastung, die Meeresbodenversiegelung durch die Anlagen sowie die zur Schaffung von Ausbildungsplätzen. Von zentraler Bedeutung ist, mit einer Gewichtung von 60 %, der Gebotswert, also der niedrigste staatlich garantierte Preis, für die Einspeisung der erzeugten Elektrizität in das Energienetz.
Bei den bereits zentral voruntersuchten Flächen kommt es bei den Zuschlagskriterien nach § 20 Abs. 1 WindSeeG ausschließlich auf den niedrigsten Gebotswert an. Dies führte in der Vergangenheit mitunter dazu, dass Gebotswerte zum Preis von Null Cent pro Kilowattstunde abgegeben wurden, um sich im Verfahren durchzusetzen.
Als Reaktion auf die Null-Cent-Strategie wurde mit der Novellierung des WindSeeG vom 20. Juli 2022 das dynamische Gebotsverfahren gemäß § 21 WindSeeG eingeführt. Dieses sieht vor, dass bei mehreren Geboten von Null Cent pro Kilowattstunde für die Investoren in der „zweiten Gebotskomponente“ kurzfristige Gebotsrunden stattfinden, bei denen sie steigende Geldbeträge für einen Zuschlag bieten können. Die daraus erzielten Einnahmen sollen für gemeinwohlorientierte Zwecke, insbesondere die Stromkostensenkung, verwendet werden.
Problematisch bleibt, dass die Marktprämie bei Geboten von Null Cent pro Kilowattstunde völlig entfällt, da sie nach § 20 Abs. 2 WindSeeG in Verbindung mit § 23 Abs. 1 Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Differenz zwischen dem Gebotswert der ersten Gebotsrunde und dem Marktwert der Energie bemisst. Der Sinn und Zweck der Marktprämie besteht gerade darin, Marktschwankungen auszugleichen und erneuerbare Energien wettbewerbsfähig zu machen. Investoren, die der Null Cent-Strategie folgen, setzen hingegen ausschließlich auf steigende Energiepreise und nicht auf staatliche Förderung.
Erschwerend wirkte, dass einzelne Angaben, gerade im Auswahlverfahren von nicht zentral voruntersuchten Flächen, wie beispielsweise der Stromzusammensetzung im Herstellungsprozess, schwer zu ermitteln sind. Dies reduzierte die Investitionssicherheit. Die Lage verschärfte sich weiter, als in diesem Jahr bei der August Ausschreibungen von Meeresbodenflächen für die Offshore-Windenergieerzeugung in Höhe von insgesamt 2.500 MW kein einziges Gebot abgegeben wurde.
Als Antwort auf die Investitionszurückhaltung fordern Windenergieverbände zunehmend die Einführung zweiseitiger Differenzverträge „Contracts for Difference“ (CfD), ähnlich dem Modell aus dem Vereinigten Königreich, anstelle der bisherigen Marktprämie.
Auch dieses Modell basiert auf einem zentralen Ausschreibungsverfahren, bei dem Investoren, ähnlich wie bei dem Gebotsverfahren, einen sogenannten „Strike Price“ angeben, der die niedrigste staatlich garantierte Vergütung für die erzeugte Energie festlegt. Charakteristisch für das Modell ist, dass der Strike Price sowohl als positive als auch als negative Marktprämie wirkt: Liegt der Marktpreis über dem Strike Price, müssen die Investoren die Differenz an den Staat zahlen, sodass Null-Cent-Gebote faktisch ausgeschlossen sind, da die Betreiber ihre Einnahmen komplett abführen müssten.
Innerhalb der konkreten Ausgestaltung der CfD eröffnen sich unterschiedliche Gestaltungsoptionen. Bei Modellen, welche die Förderung auf Grundlage der tatsächlich eingespeisten Strommengen bemessen (sog. „as-produced models“) lässt sich eine Differenzierung zwischen einem festen Gebotswert, wie im Vereinigten Königreich und flexibleren Ansätzen mit einem definierten Gebotskorridor vornehmen.
Durch das System der symmetrischen CfD prognostiziert der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore e.V. (BWO) eine Senkung der Stromgestehungskosten um bis zu 30 % im Vergleich zur bestehenden Regelung. Erfahrungen aus europäischen Nachbarländern wie unter anderem dem Vereinigten Königreich, Spanien, Italien und Frankreich, die bereits symmetrische CfD-Systeme etabliert haben, sprechen für dieses Instrument.
Die gegenwärtige Gebotszurückhaltung ist nicht ausschließlich auf das Ausschreibungssystem zurückzuführen sind, sondern auch mit den spezifischen Risikoprofilen der jeweiligen Ausschreibungsflächen verknüpft. Wir verweisen auf unseren Beitrag: Offshore Windenergie in Deutschland – Aktuelle Herausforderungen. Unabhängig davon ist eine langfristige Unterstützung wichtig, um die Offshore-Windenergieindustrie nachhaltig zu fördern. Die von u.a. den Verbänden BWO, BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) vorgeschlagene Lösung über symmetrische CfD stößt politisch auf breite Zustimmung. Zuspruch erhalten CfD-Systeme auch seitens der Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Katharina Reiche, die eine Reform der Offshore-Windenergieförderung mittels Einführung von CfD nach dem britischen Modell fordert. Auch auf supranationaler Ebene hat das CfD-Modell in einem Reformvorschlag sowohl durch den EU-Kommissar für Energie (Dan Jørgensen) als auch durch eine weit überwiegende Mehrheit des Europäischen Parlaments deutlichen Zuspruch erfahren
28. November 2025
21. November 2025
von Dr. Markus Böhme, LL.M. (Nottingham), Johannes Schaadt-Wambach, LL.M. (Prag)
12. November 2025
22. Oktober 2025
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13. Oktober 2025
25. September 2025
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23. September 2025
18. September 2025
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15. September 2025
15. September 2025
8. September 2025
8. September 2025
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21. August 2025
5. November 2025
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18. August 2025
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7. August 2025
29. Juli 2025
9. Juli 2025
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17. Juni 2025
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20. Mai 2025
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15. Mai 2025
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17. April 2025
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2. April 2025
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31. März 2025
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12. Februar 2025
10. März 2025
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26. Februar 2025
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29. Januar 2025
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28. November 2024
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11. November 2024
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30. Oktober 2024
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18. September 2024
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21. Mai 2024
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18. März 2024
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16. Januar 2024
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28. Dezember 2023
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20. Dezember 2023
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17. November 2023
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21. Dezember 2023
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16. Oktober 2023
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4. Oktober 2023
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29. September 2023
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25. August 2023
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18. August 2023
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9. August 2023
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2. August 2023
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26. Juli 2023
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12. Juli 2023
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6. Juli 2023
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20. Juni 2023
von Dr. Markus Böhme, LL.M. (Nottingham), Dr. Christian Ertel
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12. Mai 2023
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5. Mai 2023
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10. März 2023
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31. Januar 2023
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27. Januar 2023
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17. Januar 2023
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20. Dezember 2022
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20. Dezember 2022
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26. August 2022
von Dr. Markus Böhme, LL.M. (Nottingham), Dr. Christian Ertel
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von Dr. Markus Böhme, LL.M. (Nottingham), Dr. Christian Ertel
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4. Juli 2022
von Dr. Paul Voigt, Lic. en Derecho, CIPP/E, Dr. Markus Böhme, LL.M. (Nottingham)
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5. Mai 2022
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15. März 2022
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14. Februar 2022
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4. Februar 2022
von Dr. Markus Böhme, LL.M. (Nottingham), Dr. Stefan Horn, LL.B.
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6. Januar 2022
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2. Dezember 2021
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21. September 2021
von Olav Nemling
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18. August 2021
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12. Juli 2021
von Carsten Bartholl
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8. Juni 2021
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29. März 2021
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23. März 2021
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21. Januar 2021