6. Februar 2025
Veröffentlichungsserie
Die neue US-Regierung unter Präsident Trump plant eine deutliche Verschärfung der Zollpolitik. Neben der Erhöhung bestehender Zölle auf chinesische Produkte, sollen Importe aus Mexiko und Kanada mit einem Aufschlag von 25 % belegt werden. Auch Großbritannien und der EU werden ähnlich drastische Zollerhöhungen angedroht. Ziel sei es, die illegale Einwanderung und den Drogenhandel zu bekämpfen und die Produktion, insbesondere von Fahrzeugen, in den USA anzukurbeln. Dies führe zu einem Wachstum der US-Wirtschaft, zur Sicherung von Arbeitsplätzen und höheren Steuereinnahmen.
Die neuen Zölle sollen bereits zum 04.02.2025 Anwendung finden. Derzeit [Datum der Veröffentlichung: 04.02.2025] finden jedoch Gespräche mit Kanada und Mexiko statt. Es konnte ausgehandelt werden, dass die Zölle jeweils für die nächsten 30 Tage ausgesetzt werden. Gespräche mit China sollen ebenfalls in den „nächsten Tagen“ stattfinden. Es bleibt abzuwarten, ob die Trump-Administration die Zölle tatsächlich durchsetzen oder eher als Druckmittel für die laufenden Verhandlungen nutzen wird.
Die geplanten Zölle könnten die Handelsbeziehungen und integrierte Lieferketten in Nordamerika empfindlich stören. Nicht nur für die deutsche Automobilindustrie wäre dies ein massiver Einschnitt. Viele Automobilhersteller nutzen Mexiko als strategischen Produktionsstandort, um kostengünstig in die USA zu exportieren. Durch die Zölle würden die Produktionskosten steigen, Lieferketten unterbrochen und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher und europäischer, aber auch koreanischer und japanischer Fahrzeuge auf dem US-Markt gefährdet. Zudem könnten Gegenmaßnahmen Mexikos und Kanadas die Situation weiter verschärfen.
Sollte es auch zu einer Zollerhöhung gegenüber der EU kommen, würden die Zölle auf Fahrzeuge von derzeit 2,5 % auf bis zu 25 % steigen. Deutsche und europäische Automobilhersteller, die stark auf den US-Markt angewiesen sind und zum großen Teil in der EU produzieren, würden damit unter erheblichen Druck geraten (einschließlich Hersteller von Luxusfahrzeugen).
Chinesische Automobilhersteller hingegen, die noch unter der Biden-Administration im letzten Jahr eine Zollerhöhung von 100% auf EV-Fahrzeuge erfahren haben, dürften von den Maßnahmen eher weniger betroffen sein.
Das Bureau of Industry and Security (BIS) des US-Handelsministeriums hat am 14. Januar 2025 eine Regelung in Kraft gesetzt, die die Vermarktung chinesischer Fahrzeuge und vernetzter Fahrzeugtechnologien erheblich beschränkt. U.a. verbieten die Regelungen den Import und Verkauf von Vehicle Connectivity Systems (VCS) sowie Software in Automated Driving Systemen (ADS) sowie entsprechende Hardware und Fahrzeugen mit entsprechenden Technologien, die von Unternehmen aus China oder Russland stammen oder die zumindest hinreichende Bezüge zu diesen beiden Ländern aufweisen. Die Restriktionen treten am 27. März 2025 in Kraft und gelten ab dem „Model Year“ 2027 (für Software) bzw. 2030 (für Hardware). Sie sind derzeit beschränkt auf Produkte im Bereich der Passenger Cars, sollen aber nach Aussage der Behörde auch auf den Bereich der Commercial Vehicles ausgeweitet werden.
Die Regelungen können zu enormen Beschränkungen für Aktivitäten von einer Vielzahl von Automobilherstellern auf dem US-amerikanischen Markt führen. Dabei gelten die Restriktionen nicht nur für Unternehmen aus China oder Russland, sondern für alle Unternehmen, die – auch ohne selbst in China oder Russland aktiv zu sein - entsprechende Technologien in ihren Produkten verbauen. So können auch Europäische oder sogar US-amerikanische Hersteller betroffen sein, wenn sie entsprechende Technologien von Suppliern z.B. aus China in ihren Produkten einsetzen.
Darüber hinaus hat Präsident Trump in einer Executive Order die staatliche Förderung von EV-Fahrzeugen der letzten Jahre beendet. Dazu gehörten u.a. eine Steuergutschrift in Höhe von 7.500 US-Dollar für Käufer von EV-Fahrzeugen, die staatliche Förderung von Ladestationen und zinsgünstige Darlehen für traditionelle Automobilhersteller, die neue Produktionsstätten für EV-Fahrzeuge und die dafür benötigten Batterien errichten.1 Hersteller überwiegend benzinbetriebener Fahrzeuge und die Ölindustrie sollen davon profitieren. Ob das der US-Automobilindustrie langfristig helfen wird, bleibt abzuwarten. Die Transition zu EV-Fahrzeugen scheint unaufhaltbar und für die meisten US-Automobilhersteller ohne staatliche Unterstützung noch schwieriger. Dies würde auch bedeuten, dass sich damit der Abstand zu China weiter vergrößern würde, wo im Jahr 2024 fast ein Drittel aller produzierten Fahrzeuge EV-Fahrzeuge oder Plug-in-Hybride waren.
Sollten die Zollerhöhungen insbesondere in Mexiko tatsächlich durchgesetzt werden, stehen (deutschen) Unternehmen mehrere Optionen zur Verfügung, um die Auswirkungen abzumildern:
Langfristig sollten deutsche Automobilhersteller ihre Abhängigkeit von einzelnen Märkten reduzieren und ihre Lieferketten flexibler gestalten. Strategische Zukäufe von Produktionskapazitäten in den USA könnten helfen, höhere Zölle zu vermeiden und den Zugang zum US-Markt zu sichern. Lobbyarbeit auf EU-Ebene kann ebenfalls dazu beitragen, Handelshemmnisse abzubauen und faire Rahmenbedingungen zu schaffen.
Im Hinblick auf die Technologiebeschränkungen für bestimmte Produkte aus bzw. mit Bezug zu Russland und China werden betroffene Hersteller prüfen müssen, welche Komponenten von einem solchen Verbot betroffen sind und die Prozesse zur Entwicklung und Produktion entsprechender so anpassen, dass keine unerwünschte „Infektion“ von Produkten entsteht, die für den US-Markt vorgesehen sind.
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