25. Juli 2025
Auf den ersten Blick scheint sich das Finanzierungsumfeld für europäische FoodTech Startups verschlechtert zu haben. Doch ist dies wirklich der Fall?
Die Venture Capital-Aktivität im Bereich FoodTech ist nach der Corona-Pandemie stark abgekühlt. Dies könnte man zumindest auf den ersten Blick vermuten. Während im Jahr 2021 nach Zahlen von DigitalFoodLab EUR 9,2 Milliarden von europäischen FoodTech Startups in Venture Capital-Finanzierungsrunden eingesammelt wurden, ist dieser Betrag bis ins Jahr 2023 auf EUR 4,2 Milliarden abgesunken und blieb im Jahr 2024 mir EUR 4,1 Milliarden ungefähr auf gleichem Niveau wie im Jahr zuvor.
Der Überbegriff FoodTech umfasst viele verschiedene Bereiche. Angefangen bei innovativer Technologie für die Landwirtschaft (Agricultural Tech oder auch AgTech / AgriTech), Alternative Proteine, über Technologien für Restaurants, Tiernahrung und Heimküchen sowie Liefer- und Logistikmodelle bildet FoodTech ein breites Spektrum ab.
Betrachtet man die unterschiedlichen Bereiche differenziert im Hinblick auf Finanzierungsvolumina, fällt auf, dass das Finanzierungsvolumen von FoodTech Startups außerhalb des Bereichs der Liefermodelle im Jahr 2022 sogar wuchs, im Jahr 2023 auf dem Niveau des Jahres 2021 war und erst im Jahr 2024 darunter lag. Der Bereich der Liefermodelle in Europa hatte vermutlich vormals unter anderem durch pandemiebedingte Sondereffekte starke Zuwächse erlebt und nach der Pandemie hat sich das Venture Capital-Umfeld für diesen Bereich in Europa wieder abgekühlt, wobei Investments in Deutschland im Bereich der Liefermodelle im Vergleich zu anderen europäischen Ländern immer noch sehr stark waren. Von einer allgemeinen, starken Abkühlung des Bereichs FoodTech kann aber bisher nicht die Rede sein.
Nach der Pandemie sind die technisch-wissenschaftlichen Aspekte des Bereichs FoodTech wieder deutlich in den Vordergrund getreten. Als Hauptthemen lassen sich vor allem Human Health und Planetary Health identifizieren. Der Trend geht somit hin zu einem nachhaltigeren und verantwortungsbewussteren Umgang mit Lebensmitteln, sowie einer gesunderen Ernährung.
FoodTech ist daher ein vielversprechender und zugleich zukunftsträchtiger Bereich, der das Potential besitzt, ähnlich schnell und teilweise sogar schneller als andere Tech Startups zu wachsen. AirUp konnte beispielsweise in unter vier Jahren ein Umsatzwachstum auf über USD 100 Millionen verzeichnen, während N26 diese Marke erst nach mehr als sechs Jahren erreichte.
Als Teil des Bereichs Alternative Proteine, der zwischen 2021 und 2023 mit 26 Prozent nach Zahlen von Dealroom ein weit überdurchschnittliches Wachstum des Finanzierungsvolumens verzeichnen konnte, erfreuten sich Startups, die sich beispielsweise auf Fermentation spezialisierten, an kräftiger finanzieller Unterstützung. Das sich auf die Nutzung von Pilzmyzel konzentrierende Hamburger Startup Infinite Roots, vormals Mushlabs, sammelte Anfang des Jahres 2024 im Rahmen einer Serie B Finanzierungsrunde USD 58 Millionen ein. Außerdem konnte das Berliner FoodTech Startup Formo, das sich auf die Herstellung tierfreier Käsealternativen spezialisiert hat, sogar EUR 61 Millionen im Rahmen einer Serie B Finanzierungsrunde einsammeln. Das in Hamburg ansässige Startup MicroHarvest, hat sich auf die Herstellung von nachhaltigen Proteinen mithilfe von Mikroorganismen spezialisiert. So wollen sie eine Alternative zu tierischem Eiweiß herstellen, um dieses langfristig zu ersetzen. Damit sie diesem Ziel näherkommen, sammelte MicroHarvest in einer Serie A Finanzierungsrunde zuletzt EUR 8,5 Millionen ein, um ihre erste Produktionsanlage zu bauen.
Bei Finanzierungsrunden von Startups, die im Bereich FoodTech tätig sind, müssen gewisse Besonderheiten beachtet werden. Im Rahmen der Due Diligence-Prüfung ist insbesondere die Einhaltung relevanter und teilweise unübersichtlicher Vorschriften der Lebensmittel-Regulatorik zu prüfen.
Diese, sowie weitere etwaige Besonderheiten müssen zudem in der Beteiligungs- und Gesellschaftervereinbarung (im Englischen: Investment and Shareholders‘ Agreement, kurz ISHA) berücksichtigt werden. Insbesondere finden die jeweils vorliegenden Besonderheiten des individuellen Geschäftsmodells Eingang in die Abgabe von Garantien zu Themen der Lebensmittel-Regulatorik.