Ergebnisse einer exklusiven Befragung im DAX40, MDAX, SDAX und Prime Standard
Die von der internationalen Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing im dritten Jahr in Folge durchgeführte Studie gewährt exklusive und umfassende Einblicke in die in der Hauptversammlungssaison 2024 behandelten materiellen Themen und in die Umsetzung der Möglichkeiten zur Ausgestaltung des Versammlungsformats. Initiiert und durchgeführt wird die Umfrage von den Experten für Aktien- und Kapitalmarktrecht Dr. Sebastian Beyer, LL.M. und Nikolaus Plagemann.
Formatwahl: Verteilung im Wesentlichen stabil
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die gesetzlich dauerhaft verankerte virtuelle Hauptversammlung nach dem bestandenen ersten Praxistest im Jahr 2023 fest etabliert hat und der Umgang mit dem neuen Format zunehmend sicherer wird. Rund 56% der teilnehmenden Unternehmen entschieden sich 2024 für das virtuelle Format – nahezu unverändert im Vergleich zum Vorjahr (55,3%). "Das virtuelle Format wird vor allem bei größeren Unternehmen mit vielen Teilnehmern, wo seine Kosteneffizienz mehr zum Tragen kommt, bevorzugt" erklärt Nikolaus Plagemann. Unternehmen mit kleinerer Aktionärsbasis bevorzugen weiterhin Präsenzveranstaltungen.
Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz vs. persönlicher Dialog und aktiver Austausch
10% der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen haben das HV-Format gegenüber dem Vorjahr gewechselt – und zwar in beide Richtungen. Die Wechsel von der Präsenz-HV zur virtuellen Hauptversammlung bestätigen die in der Studie im vergangenen Jahr geäußerte Prognose, dass einzelne Unternehmen zunächst noch abgewartet haben, wie sich das neue Format bewährt. Die Entscheidung hingegen zum Wechsel zur Präsenz-HV dürfte in spezifischen Tagesordnungspunkten begründet sein.
Zentrales Thema: Vergütung von Vorständen und Aufsichtsräten
Ein zentrales Thema dieser Hauptversammlungssaison war die Vergütung von Vorständen. Drei Viertel der teilnehmenden Unternehmen haben ihre Vorstandsvergütungssysteme angepasst, wobei insbesondere die Bedeutung von nichtfinanziellen Parametern wie Nachhaltigkeitskriterien anstieg. "Unternehmen müssen sich auf die verstärkte Aufmerksamkeit der Stakeholder für Nachhaltigkeitsbelange einstellen. Eine nachhaltige Corporate Governance ist entscheidend, um langfristig das Vertrauen der Aktionäre zu gewinnen und überzeugende Zustimmungsquoten zu erreichen," betont Sebastian Beyer. So haben bereits viele Unternehmen detaillierte Klimafahrpläne ausgearbeitet. Die Einholung des Votums der Hauptversammlung im Rahmen eines „Say-on-Climate“ ist aber weiterhin die Ausnahme – auch nur rund jedes zehnte der teilnehmenden Unternehmen erwägt einen solchen Hauptversammlungsbeschluss in der Zukunft.
Neuerungen durch das Zukunftsfinanzierungsgesetz
Die Umfrage zeigt eine vorsichtige Aufnahme der neuen rechtlichen Möglichkeiten, die das Zukunftsfinanzierungsgesetz bietet. Während das Gesetz die Ausgabe von „E-Aktien“ ermöglichen und mehr Flexibilität bei Kapitalmaßnahmen bieten soll, bleiben viele Unternehmen noch zurückhaltend. "Obwohl die bisherige 10%-Grenze bei Kapitalerhöhungsmaßnahmen oft als Standortnachteil gesehen wurde, wird der erweiterte Spielraum kaum genutzt. Das liegt auch an den kritischen Stimmen von Stimmrechtsberatern," so Beyer.
Ausblick auf die Hauptversammlungssaison 2025
In Bezug auf das Versammlungsformat werden sich die Verteilung und die spezifischen Best Practices weiter verfestigen. Ob mehr Unternehmen die im Rahmen des virtuellen Formats bestehende Möglichkeit, die Vorabeinreichung von Fragen vorzusehen, erproben werden, darf bezweifelt werden. 2025 werden die turnusmäßigen Überprüfungen der Vergütungssysteme die nichtfinanziellen Vergütungskriterien erneut in den Fokus rücken. Die große Welle der „Say-on-Climate“-Beschlüsse ist in Deutschland bislang ausgeblieben und zeichnet sich zumindest unter den Teilnehmern der Studie nicht ab. Zudem bleibt abzuwarten, ob die Neuerungen des Zukunftsfinanzierungsgesetzes – wie die E-Aktie – künftig eine größere Rolle spielen werden.
Befragung von 250 börsennotierten Unternehmen
Die Studie zur Hauptversammlung 2024 basiert auf einer exklusiven Umfrage unter den 250 Unternehmen des DAX40, MDAX, SDAX und den weiteren nach Marktkapitalisierung zum 30. Juni 2024 größten börsennotierten Gesellschaften des Prime Standard. Erstmals durchgeführt im Jahr 2022, gewährt die Studie jährlich interessante Einblicke in die Durchführung von Hauptversammlungen. Sie zeigt, wie sich gesetzliche Neuerungen und Corporate-Governance-Standards in der Praxis der Unternehmen auswirken, und bietet wertvolle Orientierungshilfen für Vorstände, Aufsichtsräte und andere Stakeholder bei der Vorbereitung und Durchführung ihrer Hauptversammlungen.
Download der Studie 2024
Lesen Sie hier die Ergebnisse der Studie aus dem Jahr 2022
Lesen Sie hier die Ergebnisse der Studie aus dem Jahr 2023