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25. Mai 2023

Grund für Optimismus in unruhigen Zeiten - Positive Signale für die internationale und deutsche Venture Capital- und Startup-Szene

  • In-depth analysis

Zurückgehende Bewertungen für Startups seit 2022 und der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in diesem März brachten unruhige Zeiten und Ungewissheit für die internationale Venture Capital- und Startup-Szene. Viele Venture Capital Fonds und Startups haben Konten oder erhalten Darlehen von der Silicon Valley Bank. Doch gerade im Zusammenhang mit der abgewendeten Insolvenz der Silicon Valley Bank sind auch positive Signale zu erkennen.

Silicon Valley Bankpleite: Schlechte Nachrichten markieren einen neuen Aufbruch

USA

In Folge von sich schlecht entwickelnden Unternehmenszahlen und dem gescheiterten Versuch, über eine Kapitalerhöhung an frisches Geld zu kommen, sank der Börsenkurs der SVB ab 9. März 2023 stark. Diverse Venture Capital-Fonds sowie Startups begannen, Guthaben abzuziehen. Bereits am Freitag, den 10. März 2023, übernahm die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC), der Einlagensicherungsfonds der Vereinigten Staaten, aufgrund der angespannten Liquiditätslage die Kontrolle über die Silicon Valley Bank und kündigte gleichzeitig an, dass die Filialen nach dem Wochenende wieder öffnen würden. Noch während des Wochenendes versicherte die FDIC, dass alle Einlagen vollständig gesichert seien. Am 27. März 2023 wurde bekannt, dass die First Citizens Bank sämtliche Vermögensgegenstände und Verbindlichkeiten der Silicon Valley Bank erwerben wird.

UK

Am 10. März 2023 wurde von der Bank of England angekündigt, dass sie ein Insolvenzverfahren der Silicon Valley Bank UK, einer Tochter der Silicon Valley Bank mit großer Bedeutung für die Venture Capital- und Startup-Szene im Vereinigten Königreich und Europa, eröffnen würde, sofern es nicht zeitnah bedeutsame, neue Informationen gäbe. Über das Wochenende des 11. und 12. März 2023 wurde im Vereinigten Königreich deshalb unter Beteiligung der Politik fieberhaft nach einer Lösung gesucht und am Morgen des 13. März 2023 bekannt gegeben, dass HSBC UK die Silicon Valley Bank für GBP 1,00 erwirbt und damit rund GBP 6,7 Milliarden gesichert sind.

Deutschland

Die Schieflage der Silicon Valley Bank führte am 10. März 2023 zu erheblichen Kursverlusten bei Bankhäusern, teilweise im zweistelligen Bereich. Am 13. März 2023 ordnete die BaFin ein Moratorium über die deutsche Zweigstelle der Silicon Valley Bank — Silicon Valley Bank Germany Branch — an und wies zugleich darauf hin, dass die Bank keine systemische Relevanz habe und die Notlage der deutschen Zweigstelle keine Bedrohung für die Finanzstabilität darstelle. Relevant ist in diesem Zusammenhang, dass die deutsche Niederlassung der Silicon Valley Bank keine Spareinlagen annehmen darf. Deutsche Kunden aus der Venture Capital und Startup-Szene haben ihre Konten daher bei der amerikanischen Gesellschaft oder der Tochter der Silicon Valley Bank im Vereinigten Königreich. Am 20. März 2023 erteilte die BaFin der neuen deutschen Niederlassung der Silicon Valley Bridge Bank N.A. (SVB Germany), nach Übernahme sämtlicher Geschäfte der ehemaligen deutschen Silicon Valley Bank Niederlassung, die Erlaubnis, ihr Geschäft in Deutschland aufzunehmen.

Venture Capital und Startups systemrelevant

Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch im Vereinigten Königreich kam es zu einer beeindruckend schnellen Reaktion der jeweiligen Finansaufsicht. Obwohl viele Bankenexperten die Silicon Valley Bank nicht als systemrelevant einordneten, also andere Banken durch eine Insolvenz der Silicon Valley Bank keine Probleme bekommen würden, wurde seitens der Regulatoren schnell und entschlossen gehandelt. Auch die Politik hat die erhebliche Bedeutung der Silicon Valley Bank für die Venture Capital- und Startup-Szene und der Venture Capital- und Startup-Szene für die Innovationskraft und die Zukunft der betroffenen Volkswirtschaften erkannt. Im Ergebnis kann man davon sprechen, dass die Venture Capital- und Startup-Szene als „systemrelevant“ eingeordnet wurde.

Sinnvolle Korrektur der Startup-Bewertungen

Generell werden sinkende oder zumindest härter verhandelte Bewertungen von Startups als negative Entwicklung gesehen. Andererseits ist die Korrektur der bisherigen Entwicklung, in der Überprüfungen der Unternehmen (im Rahmen einer Due Diligence) nicht oder nur relativ oberflächlich stattfanden und sich Venture Capital-Fonds im Sinne von „FOMO“ (Fear of missing out) gegenseitig überboten haben, gesamtwirtschaftlich sinnvoll. Aktuell hat es den Anschein, jedes Startup habe Angst, als erstes eine größere „Down Round“ bekannt zu geben, also einer Finanzierungsrunde zu einer niedrigeren Bewertung als die der vorausgegangenen Finanzierungsrunde. Solche „Down Rounds“ werden jedoch im aktuellen Marktumfeld in diesem Jahr unvermeidlich sein. Genauere Due Diligence und härter verhandelte Bewertungen bieten – auch im historischen Vergleich – immer eine echte Chance für die Entwicklung nachhaltig erfolgreicher Geschäftsmodelle.

Zukunftsfinanzierungsgesetz

In Deutschland deutet der Referentenentwurf des Zukunftsfinanzierungsgesetzes darauf hin, dass die Bitten der Venture Capital- und Startup-Szene von der Politik gehört wurden und zur Förderung des Standorts erhebliche steuerliche Änderungen für Mitarbeiterbeteiligungen bevorstehen. Hierzu haben unsere Kolleg:innen die Beiträge Zukunftsfinanzierungsgesetz“ und „EU Listing Act“ und Zukunftsfinanzierungsgesetz: Steuerliche Rahmenbedingungen für Mitarbeiterbeteiligungen sollen verbessert werden veröffentlicht.

Fazit

Entgegen der vielfach vertretenen „Weltuntergangsszenarien“ sind nicht alle Zeichen der letzten Monate als negativ für die Entwicklung der Venture Capital- und Startup-Szene zu werten. Vielmehr zeigt aktuell auch die Politik, dass sie den volkswirtschaftlich hohen Stellenwert der Venture Capital- und Startup-Szene für Innovation und Wachstum erkannt hat. Es bleibt zu hoffen, dass sich die alte Weisheit bewahrheitet, wonach in der (vermeintlichen) Krise die besten Geschäftsideen und erfolgreichsten Startups entstehen.

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