26. März 2025
26. März 2025
Hier ist die Ausgangslage: Ihr habt jahrelang euer Produkt perfektioniert, Kunden gewonnen und möglicherweise bereits den US-Markt erschlossen. Und dann: boom. Neue US-Zölle drohen, eure Margen zu zerstören, eure Lieferketten zu unterbrechen und euer Geschäftsmodell ins Wanken zu bringen. Im sich fortlaufend erweiternden Leitfaden „Should I Stay or Should I Go?" – Risikominimierungsstrategien für deutsche Start-ups vor dem Hintergrund der US-Zoll-Strategie“ suchen unsere Partner Dr. Amir-Said Ghassabeh, Corporate/M&A-Experte, und Dr. Niclas von Woedtke, Venture Capital-Experte antworten auf die drängendsten Fragen aus sich deutscher Start-ups: Bleibt ihr in Deutschland und begegnet den Herausforderungen mit klugen Finanz- und Betriebsstrategien? Oder verlagert ihr eure Produktion und euren Hauptsitz in die USA, um die Zölle zu umgehen?
Als internationale Wirtschaftsrechtskanzlei beraten wir bei Taylor Wessing regelmäßig Start-ups bei genau diesen Herausforderungen – sei es die Optimierung von Lieferketten, die Sicherstellung von Finanzierung vor Handelsbarrieren oder die strategische Neuausrichtung des Unternehmens. Dieser Leitfaden zeigt euch zwei mögliche Strategien – beide praktikabel, je nach euren Zielen, eurem Produkt und eurer Risikobereitschaft.
Lasst uns loslegen!
Wenn ihr eure Basis in Deutschland behalten möchtet, müsst ihr eure Lieferkette, Preisgestaltung und Risikomanagement-Strategien neu denken.
Was ihr in Deutschland tun könnt:
🔍 Lieferkette optimieren → Alternative Zulieferer außerhalb US Zoll-belasteter Regionen finden, Logistik anpassen.
💰 Finanzielle Absicherung → Wechselkursschwankungen, Rohstoffpreiserhöhungen und Kreditausfallrisiken absichern.
📈 Cleveres Preismodell → Kostenerhöhungen an Kunden weitergeben, ohne sie zu verlieren.
🏦 Kapital frühzeitig sichern → Finanzierung abschließen, bevor die Zölle eure Bewertung beeinflussen.
🇪🇺 Fördermittel nutzen → Sondervermögen, EIB-Förderungen und Innovationszuschüsse ausschöpfen.
📌 1. Lieferketten anpassen, um Zölle zu vermeiden
✅ Neue Lieferanten finden → Wenn euer Produkt auf Komponenten aus Mexiko, Kanada oder China angewiesen ist, prüft Alternativen in Vietnam, Taiwan oder Osteuropa.
✅ Lagerbestände aufbauen → Falls möglich, solltet ihr Waren vor dem Inkrafttreten der Zölle importieren, um Zeit zu gewinnen.
✅ Zollstrategien nutzen → Kennt ihr die First-Sale-Regel? Damit lassen sich Zölle reduzieren, indem ihr die Wertberechnung eurer Waren optimiert. Ein weiterer Trick: Duty-Drawback-Programme ermöglichen es euch, bereits gezahlte Zölle auf reexportierte Komponenten zurückzufordern.
💡 Experteneinschätzung: Ein von uns beratenes Hardware-Start-up konnte eine Zolllösung nutzen, die seine Produkte von zusätzlichen Abgaben befreite – und dadurch mehrere Tausend Euro einsparte. Solche Lösungen sind möglich, erfordern jedoch eine vorausschauende Planung.
💰 2. Finanzielle Absicherung – Ein oft unterschätztes Instrument
❌ Was passiert, wenn der USD um 10 % steigt? Eure Produkte werden in den USA plötzlich 10 % teurer.
❌ Was, wenn euer wichtigster US-Kunde aufgrund der Zölle in Zahlungsschwierigkeiten gerät? Ihr bekommt euer Geld verspätet – oder gar nicht.
✅ Hedging-Strategien bieten Lösungen.
🔹 Währungsabsicherung → Fixiert den EUR/USD-Kurs, damit Wechselkursschwankungen eure Preise nicht ruinieren.
🔹 Handelskreditversicherung → Absicherung gegen Zahlungsausfälle durch US-Kunden aufgrund von Handelsstörungen.
🔹 Rohstoff-Absicherung → Falls eure Produktion von Rohstoffen wie Chips oder Lithium abhängt, könnt ihr Preise frühzeitig festlegen.
💡 Experteneinschätzung: Ein von uns beratenes MedTech-Start-up stabilisierte durch Währungsabsicherung seine Preise für den US-Markt. Viele Gründer unterschätzen, wie stark Wechselkursschwankungen ihre Margen beeinflussen – es lohnt sich, hier proaktiv zu handeln.
📈 3. Preisstrategie anpassen, ohne Kunden zu verlieren
🔹 Nicht alle Kosten selbst tragen. Selbst eine 7-10% Preiserhöhung (anstelle der vollen 25% Zollkosten) kann eure Margen stabil halten.
🔹 Transparente Kommunikation. Eine separate "Zollzuschlag"-Zeile auf Rechnungen signalisiert Kunden, dass dies eine temporäre Maßnahme ist.
🔹 Mehrwert bieten. Preissteigerungen mit zusätzlichen Services oder Kundenboni kombinieren.
🚀 Fallbeispiel: Ein deutsches D2C-Start-up führte einen vorübergehenden Zollzuschlag ein – und die Kunden akzeptierten es, weil sie von Anfang an informiert wurden.
🏦 4. Kapital frühzeitig sichern, bevor Zölle eure Bewertung drücken
🔹 Warum jetzt? Zölle können Umsätze schmälern und eure zukünftige Finanzierung erschweren.
🔹 Bester Zeitpunkt: Sichert euch eine Finanzierungsrunde jetzt, bevor Investoren eure Bewertung nach unten korrigieren.
🔹 Extra-Tipp: Förderprogramme wie Horizon Europe, EIB-Fonds und Sondervermögen können gestiegene Kosten ausgleichen.
📌 Neue Kapitalquellen erschließen:
Auf europäischer Ebene entstehen zunehmend Initiativen, um institutionelles Kapital gezielt in Start-ups zu lenken – darunter die deutsche WIN-Initiative, die Tibi-Initiative in Frankreich oder der Mansion House Compact im Vereinigten Königreich. Diese Programme sollen langfristig das verfügbare Wachstumskapital auf dem Kontinent stärken und jungen Unternehmen eine Alternative zu US-Investoren bieten.
💡 Experteneinschätzung: Wir haben Gründern geraten, ihre Finanzierungsrunden vorzuziehen, um finanzielle Puffer aufzubauen, bevor Zölle greifen. Eine frühzeitige Kapitalbeschaffung kann später erhebliche Probleme vermeiden – insbesondere dann, wenn man sich frühzeitig für die richtigen Kapitalquellen und strategischen Investoren positioniert.
Falls die USA euer Hauptmarkt sind, könnte es sich lohnen, eine lokale Präsenz aufzubauen, um eure Produkte als „Made in America“ zollfrei zu verkaufen.
Was ihr in den USA tun könnt:
🏭 Produktion in den USA aufbauen → Vermeidung von Zöllen durch lokale Fertigung.
🏢 US-Headquarter gründen → Bessere Investoren- und Kundenakquise, regulatorische Vorteile.
💸 US-Förderprogramme nutzen → Steuervergünstigungen, Subventionen und staatliche Förderungen.
🎟️ Börsennotierung in den USA erwägen → Nasdaq-Listings bieten oft höhere Bewertungen für Tech-Start-ups.
💡 Experteneinschätzung: Viele Start-ups unterschätzen, wie viele staatliche Förderungen und Steuererleichterungen US-Bundesstaaten bieten, um Unternehmen anzulocken. Wir haben Unternehmen geholfen, genau diese Anreize zu nutzen, um ihre Expansion profitabel zu gestalten.
📌 Kapitalzugang als zusätzlicher Treiber:
Neben handelspolitischen Gründen spielt auch der Zugang zu Wachstumskapital eine entscheidende Rolle bei der Expansion in die USA. Wie aktuell in der gesamten DACH-Region zu beobachten ist, zieht es viele europäische Start-ups frühzeitig in die USA – nicht nur als Reaktion auf Handelspolitik, sondern auch, weil amerikanische Investoren oft größere Tickets vergeben und schneller Skalierung ermöglichen.
📈 Für deutsche Start-ups kann der Schritt in die USA nicht nur Zölle vermeiden, sondern auch neue Finanzierungsoptionen, strategische Partnerschaften und eine stärkere Marktposition eröffnen.
⚡Stay or Go? Unsere Empfehlung
Am Ende hängt die beste Strategie von eurem Produkt, eurer Marktposition und euren Wachstumsplänen ab. Einige Start-ups können mit gezielten Maßnahmen in Deutschland bleiben, während andere die Expansion in die USA als langfristige Wachstumschance sehen.
💡 Als Berater für wachstumsstarke Start-ups helfen wir regelmäßig Gründern, ihre Finanzierung zu sichern, Lieferkettenrisiken zu bewerten und Expansionen in den USA strategisch zu planen.
👉 Wenn diese Fragen für euch relevant sind, lasst uns sprechen. Eine frühzeitige Strategie verhindert, dass euer Unternehmen ins Hintertreffen gerät.
Fazit
✅ Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, eure Strategie zu überdenken.
✅ Die beste Lösung hängt von eurer Branche, eurem Risikoappetit und eurer Vision ab.
✅ Eines ist sicher: Untätigkeit ist keine Option.