7. Mai 2025
Dealonomics – 3 von 2 Insights
München, 7. Mai 2025 – Auch wenn Deutschland nur 7 % der ausgewerteten Anzahl an grenzüberschreitenden M&A-Transaktionen mit Transaktionsvolumina von mehr als 100 Millionen US-Dollar stellt, gehört die Bundesrepublik nach den USA und dem Vereinigten Königreich zu den Ländern mit dem höchsten durchschnittlichen Transaktionsvolumen. Das zeigt die neue Studie Dealonomics von Taylor Wessing und der Bayes Business School.
Die Studie analysiert grenzüberschreitende Transaktionen >100 Millionen US$ in den Jahren 2018 bis 2024 und liefert neue Einblicke in Erfolgsfaktoren, Branchentrends und nationale Unterschiede im M&A Markt.
Top-3-Märkte nach Deal Count |
Top-3-Märkte nach ∅ Dealvolumen |
Top-3-Märkte nach Käuferperformance nach Abschluss |
United States (299) |
United States ($1.192 Mrd.) |
MENA (9%) |
United Kingdom (188) |
United Kingdom ($1.139 Mrd.) |
Nordics (7%) |
Nordics (68) |
Germany ($1.01 Mrd.) |
United States (5%) |
Tabelle 1: Starkes Deal-Volumen trotz vergleichsweise geringer Anzahl an Transaktionen: Mit einem durchschnittlichen Deal-Volumen von 1,01 Milliarden US-Dollar liegt Deutschland hinter den USA (1,192 Mrd. USD) und dem Vereinigten Königreich (1,139 Mrd. USD) auf Platz 3. Der Durchschnitt bezieht sich auf die im Rahmen der Studie untersuchten nationalen und internationalen Transaktionen, d.h. auf die Zeitspanne 2018-2024 und auf cross-border Deals mit Dealvolumina größer als EUR 100 Mio.
45 % der weltweit befragten Dealmaker sehen Deutschland unter den drei Märkten mit dem größten Wertschöpfungspotenzial für Käufer. 73 % der deutschen Befragten sind überzeugt, dass das Land in den nächsten fünf Jahren eine führende Rolle im internationalen M&A-Markt einnehmen wird. Dabei erkennen die Befragten den Wert grenzüberschreitender Deals vor allem auf Käuferseite an: 28 % sehen darin einen klaren Wachstumstreiber – im globalen Vergleich sind es 23 %.
Aus Sicht deutscher Dealmaker werden die Faktoren „Wachstumspotenzial“ (85 %) und „cultural fit“ (80 %) vor dem Deal überschätzt. Zudem sehen mehr als die Hälfte der Befragten (53 %) regulatorische Hürden als Hemmnis für erfolgreiche Unternehmenstransaktionen in Westeuropa. Der Reformbedarf in Deutschland ist klar benannt: 47 % wünschen sich bessere gesetzliche Rahmenbedingungen, 28 % fordern EU-weite Anpassungen, 20 % eine Reduzierung der Bürokratie.
Weltweit blicken 74 % der Dealmaker positiv auf die nächsten zwölf Monate. In Deutschland liegt der Wert sogar bei 90 %. Doch es bleiben Herausforderungen: Die Post-Merger-Integration wird von 62 % als häufig unterschätzter Erfolgsfaktor genannt. Nur 13 % glauben, dass Künstliche Intelligenz diesen Prozess wesentlich verbessern kann. Demgegenüber halten 60 % KI für ein hilfreiches Werkzeug in der Due-Diligence-Phase. Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Top-Führungskräften (68 %) und dem mittleren Management (41 %). Menschliches Fachwissen bleibt weiterhin unverzichtbar.
Bei der Einschätzung künftiger Branchenentwicklungen liegt der Technologiesektor klar vorn. 75 % der Befragten erwarten die meisten Deals bis zum Jahr 2030 in den Bereichen Technology, Media and Communications (TMC), gefolgt von Energy & Infrastructure (70 %) sowie Life Sciences & Healthcare (58 %).
In welcher Branche erwarten Sie in den nächsten fünf Jahren den stärksten Anstieg der Transaktionsaktivitäten? (Top 3) |
|
Industrie |
Stärkster Anstieg |
Technology Media & Communications |
75% |
Energy & Infrastructure |
70% |
Life Sciences & Healthcare |
58% |
Financial Institutions & Insurance |
28% |
Private Wealth |
11% |
Tabelle 2: Branchen und der Anteil globaler Dealmaker, die in den nächsten fünf Jahren die meiste M&A-Aktivität in diesen Sektoren erwarten.
Besonders optimistisch äußern sich Entscheidungsträger bei großvolumigen Deals über 250 Millionen US-Dollar. Diese sind tendenziell optimistischer als ihre Kollegen bei kleineren Deals in der Größenordnung 100 bis 250 Millionen US-Dollar:
Außerhalb dieser drei Spitzenbranchen fällt das Interesse deutlich ab: Die Branche Financial Institutions & Insurance sowie Private Wealth erreichen nur 28 % bzw. 11 %. Die klare Konzentration auf TMC, Energy & Infrastructure sowie Life Sciences & Healthcare positioniert diese Sektoren als die maßgeblichen Wachstumstreiber der kommenden Jahre.
„Trotz anhaltender regulatorischer und wirtschaftlicher Herausforderungen bleibt Deutschland ein hochrelevanter M&A-Markt – insbesondere für US-Investoren“, sagt Dr. Christian Traichel, Partner und Co-Chair der internationalen Corporate / M&A-Gruppe von Taylor Wessing, und ergänzt: „Die USA bleiben trotz eines derzeit schwächeren Dollars aktiv. Verglichen mit dem US-Markt sind die Bewertungen deutscher Unternehmen unverändert attraktiv.“
Laut Traichel bestätigen die Zahlen den Eindruck, dass günstigere gesetzliche Rahmenbedingungen Deutschland für ausländische Investoren noch attraktiver machen würden. Die neue Regierung plant in dieser Hinsicht nun Verbesserungen, insbesondere mit Blick auf die Gesamtsteuerlast der Unternehmen, so Traichel.
„Insgesamt beeinflussen die anhaltende geopolitische Instabilität – etwa in der Ukraine oder im Nahen Osten – sowie die aktuelle US-Handelspolitik die Geschäftsaussichten und Unternehmensbewertungen erheblich. Und Unsicherheit – gleich ob politisch, makroökonomisch oder anderer Natur – wirkt sich immer negativ auf das Transaktionsgeschäft aus.“
„Angesichts der kürzlich beschlossenen Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Investitionen für Verteidigung und Infrastruktur ist davon auszugehen, dass die Deal-Aktivität in diesen Bereichen besonders hoch sein wird.“
Über Taylor Wessing:
Taylor Wessing ist eine weltweit tätige Anwaltskanzlei, die die innovativsten Unternehmen der Welt betreut. Die Kanzlei ist tief in ihren Branchen verwurzelt und arbeitet eng mit ihren Mandanten zusammen, um komplexe rechtliche Probleme zu lösen und gemeinsam Ideen und Ziele zu verwirklichen.
Über Bayes Business School:
Die Bayes Business School (ehemals Cass), City St George’s, University of London, ist eine führende internationale Wirtschaftshochschule, die sich durch exzellente Forschung, innovative Lehre und eine lebendige Gemeinschaft auszeichnet. Seit über 50 Jahren steht Bayes an der Spitze der wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung und Forschung und bildet Führungskräfte aus, die Unternehmen erfolgreich durch Wandel und Unsicherheit führen.
Jährlich absolvieren rund 4.000 Studierende weltweit anerkannte Studiengänge – von Bachelor über Master und PhD bis hin zu Executive Education. Nach ihrem Abschluss werden die Absolventinnen und Absolventen Teil eines Alumni-Netzwerks mit über 50.000 Mitgliedern in mehr als 170 Ländern.
Über die Studie:
Die Studie Dealonomics basiert auf zwei Forschungsansätzen:
1. Analyse der renommierten Bayes Business School von 896 grenzüberschreitenden M&A-Transaktionen mit einem Volumen von über 100 Millionen US-Dollar in den folgenden Märkten: Großbritannien, USA, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Benelux, Naher Osten & Nordafrika sowie Kanada. Die analysierten Transaktionen decken den Zeitraum von 2018 bis 2024 ab.
2. Eine globale Umfrage unter 850 Dealmakern in sieben Märkten (Großbritannien, USA, Deutschland, Österreich, Frankreich, Niederlande und Kanada), die auf Käufer-, Verkäuferseite, in MBOs oder im Bereich von Distressed-M&A mit Transaktionen über 100 Millionen US-Dollar tätig sind. Die Erhebung wurde im März und April 2025 in Form einer anonymen Online-Umfrage durchgeführt.
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von mehreren Autoren
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